Forschung Pastoraltheologie
Schwerpunkte der Forschung
Pastoraltheologen sind von Haus aus Generalisten, und das gleich aus mehreren Gründen:
- Über die enorme Bandbreite von Pastoral, kirchlichem Leben und gesellschaftlichen Bedingungen sollen sie theologisch und auf wissenschaftlichem Niveau Orientierung geben.
- Außerdem kommen aktuelle Fragestellungen auf, deren Bearbeitung vordringlich ist. Das war bei mir Mitte der 90er Jahre mit verschiedenen Beiträgen zur Schwangerschaftskonfliktberatung in Deutschland, Ende der 90er Jahre die Situation von Glauben und katholischer Kirche in den neuen Bundesländern und 2014/15 mit der Pastoral mit wiederverheirateten Geschiedenen der Fall.
- Auch bringen viele Promovenden eigene Themen mit, die aus ihren beruflichen Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Feldern der Pastoral erwachsen sind, so dass sie kaum in großflächige Projekte einzubinden sind.
Eine exklusive Spezialisierung auf ein Teilgebiet ist darum kaum sinnvoll, Schwerpunktbildung dagegen unvermeidlich. In meiner eigenen Forschung haben sich bald einige solcher vorrangiger Forschungsfelder herausgebildet.
Grundlagen der Praktischen Theologie
Die derzeitige Situation der Pastoral lässt nach den Grundlagen fragen: Was ist pastorales Handeln? Wer sind seine Adressaten und was sind seine Bedingungen? Wie geht man methodisch vor, insbesondere bei interdisziplinärem Arbeiten? Wie lassen sich die vielen Arbeitsbereiche der Pastoraltheologie in ein wissenschaftlich schlüssiges System bringen? Bei der Systemfrage hat sich ein längerer Fachdisput um meinen Versuch entwickelt, die Anregung des II. Vatikanischen Konzils aufzugreifen und dafür das dreifache Amt Christi (Priester, König und Prophet) zugrunde zu legen:
- Grundvollzüge oder dreifaches Amt? Auf der Suche nach einer praktikablen Einteilung der Pastoral, in: Matthias Sellmann (Hg.), Gemeinde ohne Zukunft? Theologische Debatten und praktische Modelle (= Theologie kontrovers), Freiburg i.Br. 2013, 55-64.
Eine Promovendin arbeitet derzeit an den Möglichkeiten katholischer Pressearbeit am Beispiel des „Rheinischen Merkur“. Methodisch werden dabei ausgewählte Artikel mit Hilfe der „content analysis“ untersucht.
Größere Veröffentlichungen:
- Handbuch der Gemeindepastoral, Regensburg 2004. [Kapitel 1 und 2]
- (mit Bertram Pittner) (Hg.), Zeiten des Übergangs. Festschrift für Franz Georg Friemel zum 70. Geburtstag, Leipzig 2000.
- Pastoraltheologie - Homiletik - Religionspädagogik (=Glaube ins Gespräch gebracht. Die Fächer der katholischen Theologie stellen sich vor), Paderborn 2001. - Die italienische Ausgabe ist erschienen unter dem Titel: Teologia pastorale (=Piccola Biblioteca Teologica 10), Lugano: Eupress 2002.
Gemeinde‑ und Sakramentenpastoral
Zwei Promotionen haben unter meiner Anleitung empirisch und theoretisch in diesem Themenfeld gearbeitet:
- Volker Malburg, Glauben lernen?! Die vier Hauptstücke der Katechese (= Studien zur Spiritualität und Seelsorge 1), Regensburg 2010 [mit einer Studie zur Erstkommunionkatechese].
- Andreas Geßmann, Chance oder Störfaktor? Die Beziehung zwischen neuen geistlichen Bewegungen und Pfarrei, Regensburg 2015.
Derzeit arbeitet ein Promovend an einer qualitativ-quantitativen Studie zum Profil der „Kirchgänger“ in Deutschland mit Fragen wie diesen: Wer sind sie? Was motiviert sie? Wie ist ihre Teilnahme biographisch verankert und sozial vernetzt?
Größere eigene Veröffentlichungen:
- Handbuch der Gemeindepastoral, Regensburg 2004.
- Kirche als Wahlheimat. Beitrag zu einer Antwort auf die Zeichen der Zeit (=Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge 32), Würzburg: Echter 1998. (Das Buch ist die Druckfassung meiner Habilitationsschrift an der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.)
- Gemeindeaufbau: Strukturen, Kommunikation, Dienste (=Theologie im Fernkurs. Pastoraler Basiskurs. Lehrbrief 17). Hg. von der Katholischen Akademie Domschule, Würzburg 2003.
Priesterliche Existenz
Von Anfang an habe ich mich bemüht, der personalen Seite der Pastoral eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Angesichts der vielen Umbrüche, Anfragen, Krisen und Verunsicherungen habe ich dabei die forscherische Aufmerksamkeit besonders den Diözesanpriestern gewidmet. Derzeit läuft ein langfristiges Projekt:
- Sammlung von altkirchlichen Texten zum Zölibat der Priester (Original - Übersetzung).
Größere eigene Veröffentlichungen:
- Als Priester leben. Ein Leitfaden, Regensburg 2010.
- Berufen und gesendet (=Theologie im Fernkurs. Pastoraler Basiskurs. Lehrbrief 25). Hg. von der Katholischen Akademie Domschule, Würzburg 2006.
- Wegweisung für Wegweiser. Reinigung und Erneuerung des priesterlichen Lebens. Exerzitien mit dem hl. Pfarrer von Ars, Tremsbüttel: Una Voce-Edition 2014.
Christliche Spiritualität
Grundlage aller Spiritualität im katholischen Sinn ist der kirchliche Glaube. Dafür habe ich zusammen mit meinem kirchenrechtlichen Kollegen Prof. DDr. Stephan Haering den „Denzinger des geistlichen Lebens“ den „Guibert“ neu herausgegeben, übersetzt und aktualisiert:
Joseph de Guibert, Dokumente des Lehramtes zum geistlichen Leben. Übersetzt, aktualisiert und herausgegeben von Stephan Haering und Andreas Wollbold / Josephus de Guibert, Documenta ecclesiastica christianae perfectionis spectantia, quae transtulerunt, recognoverunt et ediderunt Stephanus Haering et Andreas Wollbold, Freiburg i.Br.: Herder 2012.
Seit meiner Dissertation hat mich Leben und Lehre der hl. Therese von Lisieux (1873-1897) ohne Unterbrechung beschäftigt. Jüngste „Blüte“ dessen im Jahr 2016 sind:
- die 500-seitige, reich kommentierte Neuübersetzung der „Geschichte einer Seele“ im Herder-Verlag.
- ein Anthologie von Texten: „Die Mystikerin Therese von Lisieux“ im Marix-Verlag.
Hier ein Überblick zu den theresianischen Veröffentlichungen: Artikel - Bücher
Viele andere große Gestalten der Spiritualität und der Theologie des geistlichen Lebens bildeten Forschungs- und Publikationsanlässe, so Maximus Confessor, Bernhard von Clairvaux, Meister Eckhart, Edith Stein und Robert Bellarmin. Jüngste Frucht ist die kritische Edition, Übersetzung, Einleitung und Kommentierung der wohl dichtesten Schrift des Maximus Confessor, der „Zwei Centurien über die Gotteserkenntnis“ in der Reihe „Fontes christiani“ 2016. Auf eine ausgiebige Forschungsarbeit gehen insbesondere die beiden Textausgaben zu Robet Bellarmin zurück:
- Robert Bellarmin, Katechismen. Glaubensbekenntnis. Vater Unser. Übersetzt und herausgegeben von Andreas Wollbold, Würzburg 2008.
- Robert Bellarmin, Ausführliche Erklärung des christlichen Glaubens. Für den heutigen Gebrauch übersetzt und aufbereitet von Andreas Wollbold, Würzburg 2013.
Derzeit läuft ein langfristiger Projekt (in Kooperation mit verschiedenen Kolleginnen und Kollegen sowie Nachwuchswissenschaftlern): „Klassiker der katholischen Spiritualität“. Darin werden große Werke neu übersetzt, kommentiert und für die heutige Lektüre erschlossen, so etwa die folgenden:
- Robert Bellarmin, Fünf geistliche Schriften
- Franz Neumayr, Der verlorene Sohn [Geistliches Theaterstück des barocken Jesuitentheaters]
- Fénelon, Mädchenerziehung
- Frederic-William Faber, Alles für Jesus
Abgeschlossene Forschungen:
"Sinn- und Beziehungsressourcen von katholischen Familien in Ostdeutschland in den Jahren der Transformation"
Förderung durch die DFG
Veröffentlichung von Ergebnissen bei A. Beck, Christ sein können. Religiöse Kompetenz in der katholischen Diaspora Ostdeutschlands, Würzburg Echter-Verlag 2008
"Arbeitsgruppe DDR/ Neue Länder des 'Projekt Aufbruch' des Pastoralen Forums Wien zur Situation der katholischen Kirche in den postkommunistischen Staaten"
Förderung durch die Sponsoren des Pastoralen Forums
Veröffentlichungen:
- Karl Gabriel/ Josef Pilvousek/ Miklós Tomka/ Andrea Wilke/ Andreas Wollbold, Religion und Kirchen in Ost(Mittel)Europa: Deutschland-Ost (= Gott nach dem Kommunismus), Ostfildern: Schwabenverlag 2003.
- Religionsunterricht und religiöse Unterweisung, in: Karl Gabriel/ Josef Pilvousek/ Miklós Tomka/ Andrea Wilke/ Andreas Wollbold, Religion und Kirchen in Ost(Mittel)Europa: Deutschland-Ost (= Gott nach dem Kommunismus), Ostfildern: Schwabenverlag 2003, 63-77.
- Pfarrseelsorge in der DDR und den neuen Bundesländern, in: Karl Gabriel/ Josef Pilvousek/ Miklós Tomka/ Andrea Wilke/ Andreas Wollbold, Religion und Kirchen in Ost(Mittel)Europa: Deutschland-Ost (= Gott nach dem Kommunismus), Ostfildern: Schwabenverlag 2003, 78-94.
"Glauben lernen in der katholischen Diaspora Europas"
Finanzierung aus eigenen Mitteln
Veröffentlichungen:
- Andreas Wollbold/Annegret Beck, Glauben lernen in der katholischen Diaspora Europas, in: Priesterjahresheft (2001), 43-47.
- Andreas Wollbold/Annegret Beck, Glauben lernen in der europäischen Diaspora, in: Katechetische Blätter 126 (2001), 417-422.
-
Esther Schulz, Der Mensch als Bild Gottes - Der Mensch an der Grenze des Lebens. Ein Leitbild des seelsorglichen Handelns (broschiert), 227 Seiten, St. Benno-Verlag: 1. Auflage Januar 2005.